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(EIS)VOGELSCHLAG BRINGT KNIGHTS ZUM ABSTURZ

29.01.2018

Eisvögel USC Freiburg - Krofdorf Knights  103:52 (53:24)

Januar 2009. New York City. US-Pilot Chesley „Sully“ Sullenberger landet eine vollbesetzte Passagiermaschine auf dem Hudson River, nachdem die Maschine im Steigflug durch Vogelschlag beide Triebwerke verloren hat und keine Chance auf eine Rückkehr zum Flughafen bestand.
9 Jahre später, im Januar 2018 befinden sich die Krofdorf Knights ebenfalls kurz nach dem Start im Steigflug, denn sie haben den schnellen 2:8 Rückstand in ein 8:8 umgewandelt. Doch von einer auf die andere Sekunde ist alles anders. Die Eisvögel sind plötzlich da, wie aus dem Nichts. Und sie treffen die Knights mit voller Härte. Totalausfall aller Systeme. 
Der Unterschied zum legendären Meisterstück 9 Jahre zuvor ist allerdings der Ausgang der Story. Was für die 155 Passagiere und Besatzungsmitglieder der US-Airways Maschine nach 208 Sekunden mit dem Schreck ihres Lebens und ein paar nassen Füssen endete, bedeutete für die 7 mehr oder weniger versehrten Knights einen Totalcrash. Die Nase voran in den Boden der Freiburger Uni-Sporthalle gerammt… Kein Lebenszeichen mehr nach 40 endlosen Minuten „Überlebensk(r)ampf“.

Natürlich waren die Voraussetzungen für einen Vergleich mit dem Tabellenführer in dessen Heimstätte alles andere als optimal. Mit Erin Bratcher (Außenband im Knöchel) und Susi Seel (Rücken) liefen 2 der 7 Knights auf, die unter normalen Gesichtspunkten überall hätten sein dürfen, nur nicht bei einer Sportveranstaltung – jedenfalls nicht als Aktive. Sarah Kuschel war aufgrund von Lernstreß erst gar nicht mit angereist. Trotzdem war die Leistung, besser gesagt das, was eine Leistung hätte werden sollen, weit weg von allem, was man auch unter diesen Umständen als akzeptabel hätte durchgehen lassen können.

Die Eisvögel, die sicherlich in bisher jedem Training mehr gefordert wurden als heute von den Knights, spielten spätestens ab Minute 7 (24:10) nicht mehr gegen sondern nur noch mit ihren Kontrahentinnen. Das sah dann manchmal so aus wie das vom Fußball bestens bekannte 5 gegen 2. Die Freiburgerinnen ließen den Ball laufen und die Krofdorferinnen versuchten krampfhaft, wenigstens mal ein Körperteil in die Nähe des orangen Leders zu bringen. Dann – aus Sicht der Knights – sah es auch wieder nach „Blinde Kuh“ aus, denn in der Offense ließen sie die Eisvögel machen was sie wollten. 29:12 nach dem ersten Spielabschnitt. 41:17 nach 15 Minuten. Zur Halbzeit war die 30-Punkte Marke beim 53:24 fast geknackt. 76% erfolgreiche 2er trafen die Gastgeberinnen in Halbzeit 1. US-Girls Kirsten Gaffney gelangen ihre 18 Punkte sogar mit 100%iger Erfolgsquote. Die gleiche Quote erreichten mit Quedraogo und Paunovic bezeichnenderweise 2 weitere Eisvögel, die eher unter dem Korb als anderswo zu finden sind. Es war aber auch zu einfach. Ein Block, ein schneller Schritt und man war frei und konnte den Ball in den Knights-Korb legen, ohne irgendwie dabei gestört zu werden. Wenigstens die Außenspielerinnen der Eisvögel hatten so etwas wie Gegenwehr zu überwinden, jedenfalls in Halbzeit eins.

Nach dem Seitenwechsel merkte man den Knights an, dass die ersten 20 Minuten wohl doch nicht so angenehm für sie gewesen sind. Plötzlich merkte man den Willen, es zumindest besser machen zu wollen. Mit Chelsea Small war dann auch eine Spielerin gefunden, die ansatzweise mithalten konnte und mit „nur“ 17 hielt man die Eisvögel in der Offensive auf einem erträglichen Wert, der zu diesem Zeitpunkt die Hoffnung nährte, eine dreistellige Niederlage würde abwenden können. Das war aber offensichtlich nicht nach dem Willen der besten Distanzwerferin der Liga, Freiburgs Kelly Hughes. War ihre Ausbeute in Halbzeit eins mit 4 Punkten noch recht bescheiden, so legte Sie jetzt ihre Tarnkappe ab und knallte den Knights vier 3er am Stück in den Korb. Mit 33:18 ging der letzte Abschnitt an die Gastgeberinnen und beim 103:52 Endstand hatten sich die Eisvögel den Applaus der Freiburger Fans redlich verdient. Für die Knights gab es vom freundlichen Publikum ab Mitte des ersten Viertels etwas, was für jeden Sportler die Höchststrafe ist – Mitleid. Kann es was Schlimmeres geben?

Eisvögel USC Freiburg: Zdavevska (6), Rodefeld (12/2), Wiezorek (2), Nufer (2), Hoffmann (12), Quedraogo (9/1), Paunovic (8), Hughes (20/5), Gaffney (31) und Mayer (1).

Krofdorf Knights: Karlsone (7), Aizsila (1), Flottmann (4), Quapil (6), Bratcher (9/1), Small (20) und Seel (5/1).

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